Urlaub im Eis – Vom Polarkreis bis nach Stockholm

Spätestens seit Disney’s „Frozen“ hat sich jeder von uns mal heimlich überlegt, wie es nicht wäre in einem Eisschloss zu wohnen, in dem einfach alles aus Eis ist. Ich bekam die einmalige Möglichkeit einen kurzen aber sehr abwechslungsreichen Urlaub in Schweden zu verbringen – inklusive einer Nacht im Icehotel, nördlich des Polarkreises. Was es da alles zu entdecken gibt erfahrt ihr hier.


Erkundugstour durch das Icehotel

Wir landen am Flughafen Kiruna, das ist im Norden von Schweden und ca. 200 km nördlich des Polarkreises – also mitten in Lappland. Von dort geht es mit dem Bus in das erste Eishotel der Welt, in Jukkasjärvi. Dort angekommen werden wir mit Overalls und dicken Winterstiefeln, die gefühlt drei Nummern zu groß sind, ausgestattet und sind somit bestens für eine Tour durch das Hotel gerüstet. Das Eishotel liegt an dem Fluß Toren älv, da kommen auch die Eisblöcke her. Die Eisblöcke sind ganz klar und sauber, und lassen sich super bearbeiten. Jedes Jahr bewerben sich rund 150 Künstler und Designer aus der ganzen Welt mit ihren Entwürfen für neue Eiszimmer. Eine 5-köpfige Jury wählt dann die besten Entwürfe aus und für den Lohn von ca. 1500€ wird zwei Wochen lang Tag und Nacht in der Kälte gearbeitet.

Das Eishotel besteht aus zwei Hotelteilen: das Icehotel 365, welches mittels Solaranlage am Dach auch im Sommer gekühlt wird, und dessen Zimmer somit erhalten bleiben, und dem zweiten „Flügel“, welcher wirklich nur im Winter besteht und ab April zurück in den Fluß schmilzt. Eines der besonderen Kunstwerke im vergänglichen Teil des Hotels ist die Hochzeitskapelle, in welcher von Dezember bis April Paare getraut werden können. Ein weiteres Highlight ist die Icebar, die im 365 Abschnitt zu finden ist. Hier bekommen wir interessante Absolut Wodka Kreationen in Eisgläsern serviert. Die Eisgläser schmelzen mit der Zeit, daher sollte man auch diese nur mit Handschuhe angreifen.

Wenn ihr nicht im Eishotel schlafen wollt oder könnt, dann solltet ihr auf jeden Fall eine Guided Tour machen – diese findet täglich Mittags und um 16 Uhr statt. Das ganze Eishotel mit seinen Kunstwerken ist wie eine riesige Ausstellung, die sich jährlich verändert und somit immer etwas Neues zum Entdecken bietet.


Übernachten im Icehotel

Es gibt grundsätzlich drei Arten von Zimmern im Eishotel: die einfachen Ice Rooms die alle gleich aussehen aber nicht weniger faszinierend sind und die Art Suites, bei denen keine der anderen gleicht und in denen es viel zu bestaunen gibt. Beide dieser Zimmer bestehen nur aus einem Bett mit Rentierfellen und den Eisfiguren – um aufs Klo zu gehen oder eine warme Dusche zu nehmen geht man in ein Nebengebäude. Die dritte Zimmerart sind die Deluxe Suites, hier gibt es ein Durchgangszimmer, das in eine beheizte Wohlfühl-Oase führt – Sauna inklusive. Für diese Luxus Zimmer könnt ihr ca. 1000€ pro Nacht einkalkulieren.

Wir nächtigen in einer der Art Suites. Bevor unsere Nacht im Eis beginnt, verstauen wir unser Gepäck in Kabinen im Nebengebäude. Hier sind auch die Sanitäranlagen und sogar eine Sauna steht für uns bereit. Wir dürfen uns aussuchen, ob wir einen Einzel- oder Doppelschlafsack haben möchten, und entscheiden uns für den Doppelschlafsack. Dieser ist für eine Außentemperatur von -25° ausgelegt, in den Zimmern hat es -5°. In Skiunterwäsche und mit warmer Haube stiefeln wir, den Schlafsack unterm Arm, in unser eisig-blaues Zimmer. Zuvor sagen wir an der Rezeption Bescheid, wann wir geweckt werden wollen. In den Eiszimmern verliert man nämlich jegliches Zeitgefühl, da es natürlich stockdunkel ist sobald man das Licht ausschaltet. Wir legen den Schlafsack auf die Rentierfelle und krabbeln hinein, sofort wird es warm.

Unser Zimmer heißt „Mermaid Fitness“, neben unserem Bett stehen eine Meerjungfrau und ein Wassermann mit flexenden Oberarmen und stacheligen Kronen. Ich berechne in Gedanken die mögliche Flugbahn von einem der Zacken…würde neben dem Bett landen… Also gut, etwas komisch ist es schon von 4 Meter hohen Wassermännern aus Eis bewacht zu werden aber die Kälte macht müde und wir schlafen schnell ein. Um Punkt 7 Uhr klopft es an der Tür „Can I turn the lights on?“ Ich blinzle und es ist stockdunkel, also quasi mitten in der Nacht! Das Licht geht an und eine freundliche junge Dame kommt mit einer Thermoskanne voller heißem Lingonberry-Juice (Preiselbeersaft) zu uns ans Bett und schenkt uns ein. Wir wickeln uns im Schlafsack ein und laufen rüber zum Nebengebäude, wo Sauna und heiße Dusche auf uns warten.


Mit dem Hundeschlitten durch Lappland

Eine Hundeschlittenfahrt gehört zum Lapplandbesuch einfach dazu, deshalb fahren wir zu Jukkasjärvi VildmarksTurer und bekommen ganz als erstes wieder warme Overalls geliehen. Trotzdem behält jeder von uns die Schihose und die Schijacke darunter an, es hat ca. -15° Grad und während der Fahrt wird es durch den Fahrtwind eher noch kälter. Die Hundeschlitten, mit denen wir heute eine Tour machen stehen alle schon bereit und die Hunde sind schon mehr als motiviert. Sie bellen und jaulen und springen in die Luft. Wir nehmen auf einem Schlitten Platz, hier können vorne 4 Personen sitzen und der Musher steht hinten und lenkt die Schlittenhunde mittels gerufener Kommandos. Als es los geht bin ich zunächst noch unsicher, ob die 12 Hunde am Schlitten genug Power haben, uns tatsächlich über den Hügel bergauf zu ziehen.

Mit der Zeit werden sie aber immer schneller und von dem anfänglichen Gebell ist nichts mehr zu hören. Sie sind jetzt höchstkonzentriert bei der Arbeit. Die Schlittenführerin erklärt uns, dass sich Huskys bei -20° bis -40° am wohlsten fühlen und ihnen bei den heutigen -15° fast schon zu warm wird. Deshalb wälzen sie sich bei jeder Gelegenheit im Schnee um sich etwas abzukühlen. Ich kann mich dem leider nicht anschließen und ziehe mit den Schal noch weiter ins Gesicht.

Nach einiger Zeit halten wir an einem Zelt, genauer gesagt an einer Kote. Das ist die traditionelle mobile Behausung der Samen, die früher mit ihren Rentierherden hier lebten. Im Zelt gibt es eine Feuerstelle, über der Tee, Kaffee und ein Käse-Fladenbrot zubereitet werden. Nach der Stärkung geht es weiter – einige Hunde haben vor lauter Übermut und dem Drang endlich wieder zu laufen bereits tiefe Löcher in den Schnee gebuddelt. Genauso wie sie sich über die Bewegung freuen, freuen sie sich über Streicheleinheiten. Jeder der Huskys ist total verschmust und liebesbedürftig. Nur schwer kann ich Abschied nehmen, aber es geht schon weiter zum nächsten Highlight auf unserem Schweden-Trip.


Schneemobil-Tour über Eis und Schnee

Mit dem Veranstalter Jukkasjärvi VildmarksTurer geht es direkt weiter zu einer Schneemobil-Tour über den vereisten Fluss Toren älv und durch die Wälder Lapplands. Um mit dem Schneemobil fahren zu dürfen braucht man einen Führerschein – welchen ist aber ziemlich egal. Wir tragen noch immer unseren Overall von vorhin, bekommen zusätzlich noch einen Helm und dann geht es los. Nach einer kurzen Einschulung vom Guide düsen wir über eine kurze Teststrecke und dann schon durch die tierverschneite Landschaft. Gefühlsmäßig erinnert mich das Schneemobilfahren an meine Jet-Ski-Erlebnisse – es fühlt sich unglaublich schnell an, ich traue mich fast gar nicht, mehr Gas zu geben – dann ein Blick auf den Tacho: 50 km/h. Grundsätzlich fahren alle in einer Spur, da kann man eigentlich auch nicht so leicht „rausfallen“ aber manchmal passiert es doch, dann muss man kurz mit aller Kraft in eine Richtung lenken. Auch hier machen wir in einem Zelt eine kurze Kaffee-, Tee- und Aufwärmpause. Der Guide lässt uns verschiedene Rentier- und Elch-Wurst-Snacks kosten und dann geht es wieder zurück. Insgesamt sind wir knappe 3 Stunden unterwegs und am Schluss bin ich schon ziemlich durchgefroren und froh wieder ins Warme zu kommen. Noch ein paar mehr Schichten Kleidungen sind hier wohl nie ein Fehler.


Bummeln durch die Altstadt von Stockholm

Nach unseren eisigen Abenteuern im Norden von Schweden kommen wir für einen kurzen Abstecher nach Stockholm. Stockholm ist eigentlich auf Felsen errichtet worden und wurde durch die Erfindung Alfred Nobels’ – dem Dynamit– maßgeblich in seinem Aussehen beeinflusst. Noch heute sieht man überall in der Stadt Felsen stehen, die aber früher oder später auch Wohnanlagen weichen werden müssen.

Wir kommen bei Järnpojke („kleiner Junge, der auf Mond sieht“) vorbei, das ist eine 15 Zentimeter hohe Skulptur, die als kleinstes öffentliches Monument von Stockholm bekannt ist. Im Winter stricken und nähen die Menschen dem Jungen Kleidung, so dass er eigentlich immer anders gekleidet ist.

Wir gehen in ein Café, um uns kurz aufzuwärmen. Als wir an der Theke unseren Latte Macchiato to-go bestellen wollen, werden wir aufgeklärt, dass wir uns den gleich selbst machen können. Das ist mir neu! Um’s Eck stehen Kaffee, Milch und Zucker bereit und jeder schenkt sich ein was er will. Na dann, Prost!


Hafenrundfahrt in Stockholm

Wenn man sich Stockholm von oben ansieht, sieht man, dass es ca. zu 30% aus Wasser besteht. Die Stadtteile werden durch Flüsse und Meeres-Einbuchtungen geteilt. Wir begeben uns auf eine kleine Hafenrundfahrt mit dem Schiff. Die meisten Passagiere sitzen drinnen im Warmen, nur wenige trauen sich oben auf das kühle Deck. Unser Guide erzählt uns Geschichten über all die Gebäude an die wir vorbeifahren, während wir an unserem warmen Glögg (schwedischer Glühwein) schlürfen. Wir fahren an einem Baum vorbei, in dem gerade zwei Seeadler sitzen, kein seltener Anblick hier in Stockholm. Kurz bevor wir wieder in den Hafen einfahren, kommen wir beim Vasa-Museum vorbei, bei dem die Schiffsmasten des 1628 gesunkenen Kriegsschiffs „Vasa“ aus dem Dach ragen. Das Schiff wurde erst in den 60ern geborgen und später dann der Öffentlichkeit zugänglich gemacht. Für einen Besuch haben wir heute leider zu wenig Zeit, das muss ich also beim nächsten Besuch nachholen.


Das Hotel C und seine Icebar in Stockholm

Während unseres 1 1/2 tägigen Aufenthalts in Stockholm nächtigen wir im Hotel C. Design-Liebhaber kommen hier auf ihre Kosten, allein der Eingangsbereich ist schon ein echter Hingucker was die Inneneinrichtung betrifft. Alles ist sehr stylisch und modern, und auch das Frühstücksbuffet lässt keine Wünsche offen – von Pancakes bis Baked Beans ist alles dabei.

Dieses Hotel ist nicht nur durch seine zentrale Lage perfekter Ausgangspunkt für eine Stadterkundungstour, es beherbergt auch die zweite Eisbar Schwedens, die mit Original-Eisblöcken aus Jukkasjärvi beliefert wird. Für die Eisbar müssen wir uns selbst nicht warm anziehen, wir bekommen vor Ort ein dickes Cape, sogar inklusive Handschuhe. Durch eine Kälte-Schneise betreten wir die Icebar, die um einiges kleiner ist als das „Original“ aber genauso „cool“ – im wahrsten Sinne des Wortes. Mit einem kühlen Getränk in der Hand beenden wir unseren Urlaub also da, wo er begonnen hat – im Eis.


Ich war drei Tage unterwegs, und diese drei Tage hätten nicht erlebnisreicher sein können. Mein persönliches Highlight war die Hundeschlitten-Tour, da hier das Erlebnis mit den Hunden mit der wunderschönen Szenerie Lapplands verbunden wurde. Bei meinem nächsten Besuch in Schweden würde ich mir gerne noch ein bisschen mehr Zeit nehmen und mich vor allem im Norden auf die Suche von Polarlichtern begeben – hierfür gibt es auch passende Hundeschlitten-Touren in der Nacht!

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